Körper_Interview
ist ein Projekt rund um die Mastektomie (Brust-OP) des Künstlers. Drei Tage vor und sechs Wochen
nach der Operation stellte er sich oben ohne vor die Kamera um fünf Fragen zum Körper zu beantworten,
sowie das eigene Körpergefühl zu untersuchen. Gemeinsam mit Manuel Steinböck nutzt er hierbei die Kamera
nicht allein als Werkzeug der Dokumentation, sondern setzt sie zugleich als Verstärker für die Effekte der
Selbst- und Fremdwahrnehmung ein. Sie ist das fremde Auge, das zur Sprech-Handlung herausfordert. Die
beiden Videos werden in einem dritten zusammengeführt. Dieses funktioniert als Installation, in der von der
Tonspur nur einige wenige Sätze zu hören sind, während der übrige Teil in der Stille den Fokus auf die Bewegungen
lenkt. In einem weiteren/anderen Schritt werden Einzelbilder entnommen und in einer Anordnung
von 3×3 Bildern zusammengestellt.
Die Vervielfältigung und Mehrfachnutzung des Matereals, die Kopie in ein anderes Medium, zu der schon
die Verschriftlichung des gesprochenen Interviews zu zählen ist, gleichzeitige und mehrdimensionale
Anordnung der Teile zueinander entspricht dem Thema der Arbeit, das weniger die Trans*Identität des
Protagonisten als die Erfahrung von Veränderung ist. Trans*Sein findet hier nicht als lineare Erzählung auf
einem durchgängigen Weg von A nach B statt, sondern jenseits von Dualität, in der Lücke, den Übergängen.
Es ergeben sich Verweise auf Zeitlichkeit, Rückbezüglichkeit, Vorstellungen von Zukunft, Hoffnung. Ein
Dialog mit sich selbst. Kein VorBild, kein Ursprung wird aufgesucht. Einzig die Transformation hat Bedeutung. Die Verfremdungen, visuelle und zeitliche, die Wiederholung, sowie die Stille oder das Anhalten des Bildes, seiner Bewegung sind alle als Spuren dessen zu verstehen, aus dem heraus sich der Transgender selbst entwirft – aus einer Lücke, einer Leere, der Stille.